aserbaidschan

Flagge Aserbaidschan

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11.-21.06.2011

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‚welcome in azerbaijan!‘ – das ist die überschrift, die über meiner ganzen fahrt durch dieses mir bisher so unbekannte land steht. so empfangen

  • von den grenzbeamten, die sich in ihrer zuvorkommenheit und herzlichkeit wohltuend von den arroganten kollegen ihrer botschaft in tiflis/georgien unterschieden, oder
  • gleich im ersten dorf von neugierigen und interessierten männern mit einer einladung zum tee sowie
  • immer wieder, wo ich auch anhielt, auf meiner knapp zweiwöchigen durchfahrt,

kennt meine begeisterung für land und leute mittlerweile fast keine grenzen:

  • die offene freundlichkeit und hilfsbereitschaft der menschen, die es mir – angesichts der häufigkeit von sympathiebekundungen (i. d. r. mit kräftigem betätigen der autohupen ausgedrückt!), freundlichen aufmunterungen, aufforderungen zum – meist mangels fremdsprachenkenntnisse wenig ergiebigem – gespräch, einladungen zum tee etc. – mitunter schon schwer macht, stets höflich zu bleiben bei der notwendigen ablehnung, will man überhaupt voran kommen.

always a friendly welcome  checking my trip  always a friendly welcome

  • die überwätigende schönheit und vielfalt der landschaft von den beeindruckenden, schneebedeckten 4.000er gipfeln des kaukasus mit seinen dicht bewaldeten vorgebirgen und breiten, sich in multiplen mäandern durch ungeregelte läufe ins tal windenden gebirgsflüssen bis zur sich im süden und osten unmittelbar anschließenden kargheit der zentralen mughan steppe und halbwüste sowie dem talysh gebirgszug mit der nord- und östlich vorgelagterten fruchtbaren gegend um die städte massali und lenkeran und ihren teeplantagen

caucasian sky in azerbaijan  caucasian perspective  azerbaijan steppe

  • der charme der kleinen verträumten ortschaften mit ihren schattigen teehäusern und -gärten, freilaufenden kuhherden und berittenen schaf- und ziegenhirten

shady tea garden  azery country scene  young azery shepherds

  • die geschäftigen handelsorte an der kreuzung wichtiger verbindungsstraßen mit bunten märkten und sorgfältig aufgebauten verkaufsständen, historischen moscheen, geheimnisvollen karawansereien und schmuckvollen palästen

busy markets  market at qabala  mosque in qabala

karawansery in shaki  khan’s palace at shaki  inside khan’s palace in shaki

  • das genügsame leben der menschen auf dem lande in ihren einfachen, teilweise noch aus lehm und kuhdung gebauten hütten; im kontrast dazu
  • das elegante, gleichzeitig chaotische und prachtvolle bild des kosmopolitischen baku mit seiner behutsam restaurierten altstadt und einer unvergleichlich schönen, in ihrer großzügigkeit einzigartigen, von modernsten und klassizistischen schmuck- und prachtbauten gesäumten seepromenade, durch deren äußerst gepflegte parkanlage am nationalfeiertag 15. juni in scharen junge und alte menschen, familien und freundescliquen in festtagskleidung flanieren und die vollmondkulisse wie das nachtfeuerwerk genießen

sea promenade baku  pedestrian area baku  pedestrian area baku

maiden tower old town baku  shopping mall baku  government palace baku

ähnliches habe ich schon in den vorher bereisten ländern erlebt, und dennoch ist aserbaidschan, in dem der übergang zu asien erstmals spürbar wird, wirklich anders. das liegt weniger am umstand, dass es das erste islamische land meiner reise ist. diese tatsache ist nicht unmittelbar offensichtlich, denn in religiösen fragen ist man eher locker; auch frauen winken und lachen mir zu, schauen mir offen ins gesicht und nur wenige von ihnen haben ihr haupt bedeckt. aber die herzlichkeit ist noch direkter und allgegenwärtig, baku mit fast 50 % der gesamtbevölkerung noch größer und hektischer und – ich muss z. b. erstmals aufpassen, nicht übervorteilt zu werden. feilschen, selbst im restaurant, wird zur selbstverständlichkeit.

erstaunlich übrigens, dass ich mich als radfahrer bei dem geradezu verheerenden ruf, der den aseri-autofahrern wohl nicht zu unrecht vorauseilt, stets einer großen rücksichtsnahme seitens anderer verkehrsteilnehmer erfreuen kann. voraussetzung ist allerdings, dass man sich selbstbewusst, also nicht unbedingt defensiv durch den jeder beachtung von regeln baren verkehr bewegt. aber das hat man schnell raus. so wie ich mich natürlich auch schon längst auf die stark varrierende, nach osten jedoch deutlich verbesserte straßenqualität mit z. t. brutalsten schotterstrecken, ungeregelten flussdurchquerungen und unglaublich steilen, mitunter sehr langen anstiegen (bis zu 15 %!) eingestellt habe.

river crossing  heavy climbs  highway to baku

und immer wieder überraschungen:

  • der fließend französisch parlierende schafhirte im aghsu-tal, der mir mitsamt seinen beiden hirtenjungen beim abendessen an meinem wilden zetlplatz auf seiner weide gesellschaft leistet
  • die alte frau in sheki, die so lange über meinen verlorenen, von ihr gefundenen und am lenker meines rades aufgehängten schlüssel zum diebstahlsicheren fahrradschloss wacht, bis ich von der besichtigung des xan sarayi (khan’s palast) zurück bin
  • die an einer modernen, stark frequentierten autoservice-station in baku unaufgefordert angebotene und selbstverständlich kostenlos vorgenommene hochdruckreinigung meines, als folge eines heftigen nachtgewitters und des daraufhin augeweichten, tiefen lehmbodens, total verschlammten fahrrads

leider ereilt mich aber auch während dieses abschnitts eine sehr bestürzende, horrende nachricht aus der heimat: mein radelkollege und sehr guter freund georg kommt, für alle unfassbar, beim absturz mit seinem segelfugzeug in tragischster weise ums leben. eine weile kommt mir mein ganzes unterfangen sinn- und bedeutungslos vor, und ich kämpfe mit dem gedanken, meine reise hier am kaspischen meer abzubrechen. zuspruch aus familie und freundeskreis ermuntert mich jedoch, nach einem moment des innehaltens die reise richtung iran fortzusetzen – keine leichte entscheidung! und die trauer über den verlust überlagert nachhaltig die bisher empfundene begeisterung.

georg und ich in den pyrenäen 2007

aber ich habe mich entschlossen, diese reise meinem freund georg zu widmen. sie wird auf immer mit seinem namen verbunden bleiben!

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