14.09.-06.12.2011
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als ich zusammen mit fred und albert über den 3.723 m hohen irkeschtam pass aus tadschikistan nach china einreise, ahne ich noch nichts von den überraschungen und einschnitten, die ich im 14. land meiner tour, dem – auch was dauer und zurückgelegte kilometer meiner reise betrifft – ‚reich der mitte‘ erleben sollte. aber schön der reihe nach.
frühzeitig am morgen eine stunde vor öffnung an der grenze angelangt, erhalte ich vor der endlos scheinenden flotte der wegen feiertagbedingter grenzschließung schon seit tagen wartenden lkw’s bevorzugte und sehr höfliche behandlung durch die korrekten, in nahezu preussischem drill auftretenden grenzsoldaten. und gleich wird die hohe affinität der chinesen zur digitalen welt deutlich: automatischer ausdruck der einreise-formulare nach elektronischem pass-einlesen – einfacher und effizienter geht’s kaum. im krassen gegensatz dazu die um stunden falsch anzeigende riesengroße analoge uhr am giebel des imposanten abfertigungsgebäudes, das inmitten einer geradezu abschreckend vermüllten und chaotischen umgebung wie ein fremdkörper wirkt.
die sich anschließende zweitägige tour bis kashgar wird hinweisen anderer radler entsprechend zur erwarteten kräftezehrenden tortur da fast 200 km durch eine riesenbaustelle mit kaum befahrbahren umleitungsstrecken, aber einer kargen und steilen gebirgslandschaft mit einer vielfalt von beigefarbtönen führend. gut, dass sich nun das vierwöchige höhentraining auf 4.000 m in tadschikistan und kirgistan auswirkt! umso begeisternder dann die gut 50 km lange, berauschende bergabfahrt über feinsten asphalt hinunter in’s erfrischend bunte kashgar.
welch eine quirlige betriebsamkeit, welche vielfalt an ethnien und unterschiedlichen kulturen, welcher kontrast zwischen tradition und moderne, welch überraschendes nebeneinander von altem und neuem! nach wochen der einsamkeit und abgeschiedenheit im pamir mit seinen verschlafenen ortschaften und extrem rückständigen, unterentwickelten regionen stockt einem hier fast der atem angesichts der lebhaftigkeit und kaum erwarteten moderne.
uiguren mit runden weißen gehäkelten kappen, usbeken mit ihren viereckigen bestickten grünen oder schwarzen, pamiri mit flachen runden, bunt bestickten, afghanen mit pakol in langen braunen umhängen, muslim-frauen mit kopfschal oder burka, kirgisinnen, erkennbar an ihren farbenfrohen kleidern und mit farblich passenden tüchern gehaltenen pagodenförmigen hüten, tadschicken, pakistani, kasachen, mongolen, han-chinesen – ein faszinierendes völkergemisch!
geräuschlos gleiten heerscharen von umweltschonenden elektroscootern in eigenen fahrspuren durch von grünen taxis, gelben stadtbussen und gepflegten pkw’s und suv’s überquellenden breit angelegte straßen und über von modernen count-down ampelanlagen geregelte kreuzungen, vorbei an einer der letzten riesigen mao-statuen, großzügig gestalteten, gepflegten plätzen und parkanlagen, glänzenden büro- und bankpalästen, supermärkten und boutiquen mit ‚dernier cri‘ auslagen.
gleichzeitig bieten in den engen gassen der sich wie ein geschwür durch kashgar ziehenden reste der historischen altstadt fliegende händler von einachsigen eselskarren oder dreirädrigen transport-motorrädern frisch geerntete weintrauben und saftige grüne pfirsiche an. die, teilweise bunt geschmückten, fassaden der dicht aneinander gedrängten lehmhäuser hallen wider vom hämmern der spengler und schmiede am straßenrand, instrumentenbauer hobeln und schleifen gewissenhaft decke und korpus der rebab (zentralasiatische gitarre), schwaden von rauchenden steinkohlegrills und offenen holzgefeuerten backöfen ziehen über mobile verkaufsstände, auf denen dunkelhäutige uiguren mit gepflegten weißen bärten ganze lammhälften, innereien oder selbst gesammelten honig feilhalten.
auf dem balkon des historischen teehauses geben sich alte männer leidenschaftlich karten- oder historischen brettspielen hin, diskutieren temperamentvoll oder betrachten gelassen das bunte treiben unter ihnen. auf dem sonntäglichen ‚lifestock market‘ wird lautstark und gestenreich um ganze herden von schafen, kühen und eseln oder einzelne bullen, pferde oder gar hunde und katzen gefeilscht, wobei die bedauernswerten tiere respekt- und mitleidslos in für jeden tierschützer herzzerreißender art gehalten, behandelt und verladen werden.
der abschied von dieser stadt mit deutlich spürbarem seidenstraßenflair fällt schwer nach tagen, in denen ich auch die kulinarische abwechslung chinesischer küche nach wochen und monaten der mit plov und laghman (reis bzw. handgemachte nudeln mit gemüse und meist sehr wenig fleisch) doch sehr einseitigen kost zentralasiens geschätzt sowie mich im sympathischen old city guesthouse über das wiedersehen mit philipp und anderen früher bereits getroffenen radlern gefreut habe (z. b. manfred, emil und oskar aus schweden, erstmals in teheran!).
die weiterfahrt über die südroute entlang der takla makan wüste, in trauter zweisamkeit mit fred, lässt sich dank hervorragender straßenbeschaffenheit und eines über mehrere tage kräftig wehenden rückenwinds zunächst sehr gut an. dazu tragen auch die in der wüste immer wieder überraschend gefundenen relativ grünen zeltplätze bei. leider ist es stets dunstig oder wirbelt der mitunter extrem starke wind wüstensand auf, so dass uns der erhoffte blick auf die bergkulisse des kunlun shan versagt bleibt.
den ersten wirklichen dämpfer erhalte ich jedoch in der unerwartet großen und modernen seidenstraßen-stadt hotan mit ihrem quirligen sonntagsmarkt, als ich erfahre, dass die nach 30 tagen aufenthalt erforderliche visumverlängerung frühestens im noch rund 2.000 km entfernten und nicht wirklich auf meiner route liegenden golmud möglich ist – eine distanz, die in den mir verbleibenden ‚visumtagen‘ unmöglich zu schaffen ist. so steige ich für die 600 km nach qiemo in den komfortablen nachtbus und freue mich riesig, dass sich fred – obwohl ohne vergleichbare terminnot – entschließt, mich auf dem umweg über golmud und den rund 2.500 km weiter bis lanzhou zu begleiten.
aber es sollte völlig anders kommen: 30 km vor dem ende der takla makan strecke in ruoqiang drängt mich ein lkw von der straße, ich stürze bei rund 30 km/h kopfüber die steile trassenböschung hinab, erleide dabei einige blessuren und breche mir den rechten daumen. und mehr noch, das fahrrad ist nicht mehr manövrierbar, vorderrad-felge, low-rider träger und -taschen sind irreparabel beschädigt. deprimierendes ergebnis: meine reise ist vorerst zu ende und die trennung von fred unabwendbar – große enttäuschung, bei uns beiden!
in dieser stimmung bin ich versucht, meine reise hier zu beenden. vielfache aufmunterung von zu hause jedoch, vor allem von astrid, meine widmung an georg (†) sowie die relativierung meines vergleichbar harmlosen missgeschicks durch die schockierende nachricht des schrecklichen unfalltodes in ost-tibet von alex (†), einem in mashhad getroffenen sympathischen radler aus berlin, führen zur entscheidung, die tour in abgeänderter form und über eine nun leider deutlich gekürzte route zu ende zu fahren.
so setze ich nach ärztlicher versorgung meines mehrfach gebrochenen daumens im lokalen krankenhaus und notdürftiger, aber wirkungsvoller radreparatur durch fred meine reise per komfortablem nachtbus fort in die 750 km entfernte, beeindruckend westlich-moderne provinzhauptstadt xinjiang’s, ürümqi, mit dem vorhaben, von dort aus mit dem zug die 3.000 km in sichuan’s provinzhauptstadt und millionenmetropole chengdu zu bewältigen.
und diese zugfahrt wird zu einem ganz besonderen erlebnis, das bereits mit dem durch sprachprobleme heftig erschwerten billetkauf und der separat vorzunehmenden versendung des fahrrads beginnt. eingepfercht in einen engen, unbequemen sitz, total überfüllte waggons mit unzureichender lüftung, überquellende gepäckablagen, auf dem boden, vor den toiletten und in den waggonverbindungen liegende, sitzende oder hockende passagiere, laut blaffende zugbegleiter und essens- und souvenirverkäufer, die sich mit verkaufswägelchen durch die von gepäckstücken, schlafenden passagieren und abfall eingeengten gänge schieben, zeternde und keifende um sitzplätze rangelnde frauen, lärmende angetrunkene männer, teenager mit ihren chinesische popmusik quäkenden handys, vor übermüdung aufgedrehte oder plärrende kleinkinder – eine zwar nerven- und schlafraubende, aber dennoch irgendwie faszinierende szenerie, die erst nach knapp 50 stunden nur durch kurze stopps unterbrochener fahrt durch überwiegend eintönige wüstenlandschaft, endlose mais- und reisfelder und erst zum schluss mächtige gebirge mit üppiger vegetation und vorbei an einem stück chinesischer mauer endet.
bei der ankunft in der millionenstadt chengdu, chinas zweitschnellst wachsender und beliebtester, jeder westlichen großstadt ebenbürtiger metropole, freue ich mich über mein bereits angekommenes, vom versand unversehrtes fahrrad sowie – in sim’s cozy garden hostel – über das wiedersehen mit philipp und emil und anderen bereits bekannten radlern. hier plane und organisiere ich den weiteren verlauf meiner tour:
- an erster stelle steht die ohnehin erforderliche flugreise nach hongkong zur erlangung eines neuen visums
- daran schließt sich die spontan und freudig beschlossene kurzreise mit zug und flieger in tibet’s hauptstadt lhasa an – eine plötzlich möglich gewordene realisierung meines jugendtraums, bekanntlich ursprünglicher auslöser für diese radreise
- es folgt astrid’s nun vorgeschobener besuch in chengdu, bei dem wir mit meinem alten kollegen und freund jim lynn zusammentreffen
- als nächstes eine zugreise zum leider nicht erradelten ende der seidenstraße, nach xi’an mit einem besuch der terracotta armee, und anschließender flussreise auf dem yang-tse
- und dann werde ich meine reise mit dem fahrrad fortsetzen
so der plan – und hier die umsetzung:
- besuch von astrid und bei ying und jim lynn in zigong
nach astrid’s lange herbeigesehnter, nicht ganz problemloser ankunft – ihr gepäck trifft erst mit 4 stunden verspätung ein – nehmen wir uns nach ihrer ersten bekanntschaft mit original chinesischer küche zunächst den besuch der panda-zuchtstation vor, ein tierpark, der seines gleichen sucht:
große freigehege, der natürlichen, gebirgigen umgebung der panda-bären angepasst, in einem wunderschönen, sehr gepflegten park mit großzügigen wegen und bunten blumenrabatten, mehrsprachige, bebilderte ausstellungen und hinweise sowie vor allem natürlich eine große zahl älterer, junger und ganz kleiner, erst zwei monate alter exemplare der schwarz-weißen riesenpandas sowie der kleineren, quirligen, weniger bekannten und spektakulären roten pandas. am frühen vormittag sind die pandas, bei ihrer futteraufnahme recht rege, schön zu beobachten.
ebenso interessant und außergewöhnlich der besuch eines von einheimischen stark frequentierten parks, der vielerlei möglichkeit zur zerstreuung, belustigung oder körperertüchtigung für jung und alt bietet…
…sowie der abendlichen bunten und abwechslungsreichen, sehr unterhaltsamen vorstellung der sichuan-oper, die besonders für die kunst des blitzschnellen maskenwechsels der in prachtvolle kostüme gekleideten akteure bekannt ist.
die fahrt zur jahrhundertealten großplantage ‚li’s hof‘ in huaqiu, auf der in hügeligem gelände zwischen dichten bambuswäldern jasmintee angebaut wird, gewährt uns einblick in das ländliche leben, abseits vom großstadtgetriebe chengdus.
sehr herzlich ist das wiedersehen mit meinem freund jim lynn, der astrid und mich gemeinsam mit seiner frau ying in sein schönes heim in zigong in liebenswürdiger gastfreundschaft aufnimmt und uns mit berechtigtem stolz ihr erfolgreiches unternehmen ‚jimboenglish‘, sprachkindergarten und -schule mit 250 kindern und jugendlichen, präsentiert.
nach interviews und tv-aufnahmen für zigong’s lokale medien und besuch des interessanten salzmuseums habe ich das vergnügen, vor mehr als 100 schülern/innen und ihren eltern von meiner reise zu erzählen und viele interessierte fragen zu beantworten – ein herrlicher abend wie ganz besonders auch unsere doppelte jahresfeier am tag danach. vielen dank ying und jim!
- exkursion nach xi’an und yangtse kreuzfahrt
von meinem zentralen standort chengdu geht es – nach astrid’s doch viel zu früher abreise – per komfortablem nachtzug an das leider ja nun nicht erradelte ende der seidenstraße, nach xi’an in der provinz qanxi zur besichtigung der dort bedauerlicherweise nur noch in wenigen fragmenten erhaltenen altstadt, umgeben von der allerdings noch kompletten und begeh- bzw. per rad befahrbaren stadtmauer…
…sowie des rund 200 v. chr. von geschätzten 700.000 arbeitern erbauten qin shihuangdis mausoleums mit der wirklich sehr beeindruckenden terracotta armee, knapp 40 km nordöstlich der stadt.
aber das wirkliche highlight meines besuchs in xi’an ist das unverhoffte wiedersehen mit meinem ex-mitradler fred, den ich überraschend im shuyuan hostel treffe – wiedersehensfreude auf beiden seiten!
über einen erneuten kurzaufenthalt bei ying und jim geht’s dann nach sechswöchiger pause endlich wieder auf meinem geliebten ‚laghman‘ radelnd richtung leshan, um dort – mit leichtem muskelkater angekommen – den sehenswerten 71 m großen aus dem felsen herausgehauenen ‚giant buddha‚ zu besuchen und meine visumsverlängerung zu beantragen.
und danach frisch gestärkt ab in’s gebirge, richtung süden.
eine fahle herbstsonne, kaum wahrnehmbar hinter grauem dunst in tief eingeschnittenen tälern, üppige tropische, vom anfänglichen nieselregen tropfende vegetation an steilen berghängen, denen auf kleinen terrassen jedes mögliche fleckchen erde zur mühsamen landwirtschaftlichen nutzung abgetrotzt wird, kleine, dunkle, dicht mit reifen maiskolben und reisigbündeln behängte und mit einer dicken staubschicht bedeckte höfe an von baufahrzeugen zerpflügten straßen, alte frauen, tief gebeugt schwere lasten über enge trampelpfade balancierend, abgezehrte männer schwerste handarbeiten mit einfachsten hilfsmitteln verrichtend und junge mütter mit ihren kindern im rückentuch über im freien dampfenden woks – so das bild des süd-westlichen china außerhalb der glitzernden fassaden der beinahe westlich wirkenden großstädte sichuans.
die gegensätze sind so gewaltig, dass man sich nicht nur in verschiedenen provinzen, sondern welten vermutet. in den nur über undenkbar schlechte straßen oder durch endlose baustellen erreichbaren provinzstädten, in denen das chinesische wirstschaftswunder noch nicht wirklich angekommen zu sein scheint, ein hektisches gewusel von menschen, motorrädern, suv’s, fracht- und personenrikschas um mit obst, gemüse und alltagsartikeln gefüllten ständen, aber auch auf der hauptstraße mit unzähligen modeboutiquen nahezu mitteleuropäischen standards. und dann dazu das ohrenbetäubende, nicht endenwollende konzert der pressluft-hupen – offensichtlich des chinesischen autofahrers liebstes spielzeug!
kontrastreich aber auch die landschaft:
- eben noch durch neblig-trübes wetter über die passstraße vorbei an mit üppiger, feuchter vegation bedeckten steilhängen, aus denen muntere wasserfälle in die wilde flussschlucht hinabstürzen, den tunnel in 2.000 m höhe passieren und eintauchen in eine sonnendurchflutete kulturlandschaft geprägt durch die über jahrhunderte entstandenen terrassen, die weitschwingende berge von den gipfeln bis in die täler bedecken.
- unter der sich wie eine schlange auf stelzen elegant durch das gebirge windenden, modernen auto-hochstraße fahren auf zerfurchten, steilen schotterwegen pferdegespanne und rostige traktoren zwischen feldern, die mit ochsengespannen gepflügt werden, und verbinden die auf den hängen weit verstreuten ortschaften und kleinen einzelhöfe.
- plötzlich ändert sich das bild der tristen, vernachlässigten und vermüllten lehmbraunen oder ziegelroten dörfer; häuser mit ungewohnt blendend weißen fassaden und sauberen innenhöfen, von gepflegten gärten umgeben und überragt von einer das weichbild des ortes dominierenden moschee weisen auf eine islamische gemeinde.
schließlich erreiche ich nach einigen harten bergetappen und einer sehr unverhofften 200 km mitfahrt im minivan vierer junger leute yunnans provinzhauptstadt kunming, willkommener ort für eine kurze physische und mentale regeneration.
neben der begegnung und dem erfahrungsausstausch mit anderen radlern ergibt sich die chance zu einer exkursion nach lijiang mit seiner wunderschönen historischen, wenn auch sehr touristischen altstadt…
…sowie zu einer eintägigen hiking tour zum spektakulären naturereignis tigersprung-schlucht im nordwesten yunnans. hier findet man auch das ‚bilderbuch-china‘ mit hohen dichtbewaldeten, steilen bergen, tiefen schluchten mit reissenden gebirgsflüssen und malerischen wasserfällen sowie ursprünglichen dörfern der in dieser region ansässigen nachi minderheit.
hiervon zurück entscheide ich mich zu einer wichtigen routenänderung: der fahrt nach vietnam, zu der sich mir talan (26 jahre) aus großbritannien anschließt. durch das kohlengebiet süd-yunnans, vorbei am exotischen steinwald bei chilin, über lange, steile anstiege und durch enge täler, vorbei an endlosen bananenplantagen, dem hong he folgend – grenzfluss zum südlichen nachbarland, der erinnerungen an den film „apocalypse now‘ hervorruft – erreiche ich in fünf tagen bei hekou die grenze nach vietnam.
auf chinesischer seite verbabschiedet mich der zollbeamte dort so überaus freundlich, dass ich nach knapp drei monaten aufenthalt im reich der mitte fast ein wenig wehmütig werde, dieses mir geradezu vertraut gewordene land nun zu verlassen – ein land mit
- > 1,3 milliarden einwohnern und tausend gesichtern;
- 56 zum teil diskriminerten, zum teil geförderten minderheiten, die in summe 2 % chinas bevölkerung ausmachen, eine gegenüber der majorität der han-chinesen verschwindend kleine, die kulturelle vielfalt dieses landes aber zweifelsfrei bereichernde größe;
- einer jugend, die in den schulen strengster disziplin und einem enormen leistungsdruck unterworfen wird, und einer gesellschaft, in der die menschen im umgang miteinander jeden respekt vor dem individuum und soziale disziplin total vermissen lassen;
- einer ein-kind-politik zur eindämmung des bevölkerungszuwachses und der sozialneid schaffenden ausnahme hiervon für die minderheiten;
- glitzernden, pulsierenden großstädten und unglaublich armseligen landstrichen und dörfern;
- einer land-stadt-migration, welche die größte völkerwanderung der menschheitsgeschichte darstellt, und dem verbot individueller reisen z. b. in tibet;
- beeindruckenden infrastrukturprojekten wie z. b. der tibet-eisenbahnlinie oder der begrünung der takla makan wüste und menschen, die ohne trinkwasserversorgung und kanalisation leben;
- ökölogischen großinitiativen wie dem 3-schluchten-stausee und städten, die im smog, und ländlichen regionen, die im müll ersticken;
- einer reichen elite, die alle insignien des wohlstands selbstbewusst zur schau trägt und 200 millionen menschen, die mit weniger als 1 us-$ pro tag auskommen müssen;
- einem atemberaubenden wirtschaftswachstum, das gleichzeitig zu einer vergrößerung der kluft zwischen arm und reich führt und zunehmend soziales konfliktpotential in sich birgt;
- einem starren ein-parteien-system, das mit schärfsten repressalien gegen abweichler und dissidenten vorgeht, und der jungen internet-generation, die wissbegierig, zum teil gut informiert ist und ungeduldig veränderungen erwartet und zunehmend einfordert.
- einer unaufhaltsamen dynamik in richtung ‚erste welt‘ und – nach den verheerenden auswirkungen von mao’s kulturrevolution und der bulldozerpolitik der infrastruktur-initiative – einer von der partei initiierten plötzlichen rückbesinnung auf historische wurzeln, pflege von traditionen und erhaltung historischer zeugnisse.
+ = talan’s photos