01.-03.03.2012
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nach meinem kurzaufenthalt in malysia’s bunter grenzstadt johor bahru breche ich am mittag des 01. märz 2012 auf, den endpunkt meiner radfernreise ‚auf den spuren der seidenstraße‘ zu erreichen, den stadtstaat singapur, die schweiz des ostens, mit seinen 5 mio. einwohnern auf engstem raum.
sehr gemischte gefühle bewegen mich, als ich mich der grenze nähere. traurigkeit, dass die reise nun bald ihr ende findet, freude auf das wiedersehen mit alten freunden, die mich in singapur erwarten, stolz, dass ich es tatsächlich geschafft habe, die strecke von köln nach singapur auf dem fahrrad zu bewältigen, gedanken am meinen verstorbenen freund georg, dem ich diese reise gewidmet habe, aber auch natürlich vorfreude auf die heimkehr zu familie und freunden in deutschland. ich weiß nicht, welche gefühle überwiegen, aber ich muss um fassung ringen, als ich in die grenzkontrollanlage einrolle:
die zeit bis zu meinem abflug nach deutschland nutze ich zu einem kleinen sightseeing-programm, in dem ich den besonderen reiz, den singapur ausmacht, erneut entdecke:
- historische bauten aus der kolonialzeit neben glitzernden, imposanten und teilweise exzentrischen beispielen modernster großstadtarchitektur, vor allem im bereich des hafens und der marina bay
- das friedliche und bunte nebeneinander aller großen religionen mit ihren anbetungsstätten, den buddhistischen und hindu tempeln, christlichen kirchen unterschiedlicher konfessionen und muslimischen moscheen
- die sprachen- und kulturvielfalt einer gesellschaft, in der zu drei viertel chinesen leben, malaiisch die nationalsprache ist, aber chinesisch, tamil und englisch ebenfalls amtsprachen sind
- die für eine chinesische gesellschaft nahezu unvorstellbare disziplin, ordnung und sauberkeit im öffentlichen leben
die besonderen highlights aber sind die freundliche aufnahme, die mir daniel und marion mit ihrer reizenden kleinen tochter camille in ihrer schönen wohnung bereiten, sowie die großzügige und fröhliche party bei nancy und eric mit meinen alten in singapur ansässigen freunden daniel und marion, nigel, sobers sowie pawan und überraschungsgast dirk aus belgien. ein würdiger abschluss meines abenteuers auf den spuren der seidenstraße!
über den genuss eines leckeren buffets und exquisiter weine schwelgen wir herrlich in erinnerungen an gemeinsame zeiten im beruf, und ich freue mich über interessierte zuhörer beim schildern von episoden meiner reise. viel zu schnell vergeht die zeit, und dann wird es ernst. nach einem sending-off cocktail und endgültigen abschied bewältige ich die 25 km zu singapur’s flughafen changi in rasanter fahrt über den für radfahrer wohl eigentlich nicht frei gegebenen, aber sehr gut zu befahrenden highway in gerade mal einer stunde.
beim lufthansa check-in amüsiere ich mich über das erstaunen der in langer schlange vor dem economy schalter wartenden pauschaltouristen, als ich in radlerkluft mit meinem vollbepackten laghman dank meines lebenslangen senator-vielfliegerstatus‘ am first class-schalter einchecke und dann auch noch aufgrund eines up-grades in die business class einsteige.
während des sehr ruhigen a380-flugs lh779 im komfortablen, elektrisch gesteuerten komfortsitz, von den flugbegleiterinnen verwöhnt mit einem köstlichen viergang-menü lasse ich bei so manchem glas guten weins noch einmal die reise wie in einem film vor meinem geistigen auge revue passieren und kann oder mag es kaum erfassen, dass diese so lange geplante und herbeigeträumte, einmalig aufregende und wunderbar erlebnisreiche tour nun plötzlich der vergangenheit angehören soll. zu lebhaft sind die erinnerungen, zu farbig die bilder, zu intensiv die durchlebten stimmungen, als dass das erlebte nicht noch lange in mir nachklingen wird…
alle wehmut über das ende der reise ist dann beinahe endgültig verflogen, als mich familie und freunde am kölner hauptbahnhof liebe- und humorvoll empfangen.
und mit dem ersten glas kölsch nach 11 monaten mit 328 reise- und 155 radeltagen, dabei 783 stunden im sattel, 13.845 km und 123.800 höhenmetern, bei 8 kg weniger körpergewicht und +13 cm bartlänge spüle ich dann im brauhaus ‚früh am dom‘ den rest traurigkeit auch noch hinunter.
köln und der dom haben mich wieder!