15.02.-01.03.2012
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an der tür zur ‚rhb islamic bank‘ in kuala kangsar, wo ich us-$ traveler cheques einlösen möchte, begrüßt mich ein dunkelhäutiger sikh mit rituellem bart und turban und führt mich zum zuständigen schalter. dort bedient mich eine junge muslimin, ihren kopf komplett eingehüllt in einen hijab. in der abwicklung von traveler cheques offensichtlich unerfahren wendet sie sich hilfesuchend an ihren indischen kollegen, ebenfalls mit traditioneller, weißer kopfbedeckung. und als nach langwierigem bürokratischen vorgang meine bargeldauszahlung ansteht, zeichnet die zierliche abteilungsleiterin, eine elegant westlich gekleidete und dezent geschminkte hellhäutige chinesin, das entsprechende formular gegen. alle sind auffallend freundlich im umgang miteinander und mir gegenüber.
bersekutu bertambah mutu – ‚einheit ist stärke‘ lautet der wahlspruch malaysia’s, und so steht diese szene nicht von ungefähr geradezu stellvertretend für die malaysische gesellschaft, in der zwar malayen mit 50 % den größten anteil stellen, aber daneben chinesen (24 %), inder (7 %), ureinwohner (11 %) und kleinere ethnien sowie alle großen religionen friedlich koexistieren. das war nicht immer so, religiöse konflikte und unruhen zwischen den verschiedenen volksgruppen hat es in der geschichte malaysias durchaus gegeben, doch erfreut sich dieses land mittlerweile einer hohen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen stabilität, was sich u. a. auch an einer gut ausgebauten infrastruktur und einem relativ breiten wohlstand erkennen lässt.
besonders sichtbar aber ist es im bunten straßenbild, das von lange traditionelle gewänder tragenden und meist verhüllten musliminen und muslimen mit ihren typischen weißen kopfbedeckungen bestimmt wird, in das sich aber markant dunkelhäutige, bunt gewandete und reich mit schmuck und traditionellem make-up gezierte inderinnen oder leger und luftig angezogene chinesen mischen.
darunter natürlich, zumindest in den großtädten und auf den inseln mit ihren attraktiven badestränden die unübersehbare heerschar der touristen, überwiegend backpacker in ihrer unsensiblen einheitskluft aus badeschlappen, schlabbershorts und muscle-shirt, die wenig diskreten tatoos zur schau stellend – na ja, wem’s gefällt.
nach meiner einreise mit der fähre von tammalang/thailand nach kuah auf der landschaftlich reizvollen insel pulua langkawi gerate ich in den strom dieser internationalen devisenbringer bis hin zu malaysias angeblich schönstem badestrand, pantai cenang, berühmt wegen seines von palmen überragten unglaublich weißen sandes. diesen finde ich schließlich auch auf der südwest-küste der insel kaum sichtbar hinter einer unzahl chaotisch angelegter und überwiegend einfacher gasthäuser und motels.
sehr viel schöner erlebe ich da georgetown auf der insel penang, der ältesten britischen ansiedelung in der region – noch vor singapur oder hongkong – mit dem unesco-kulturerbe, einer noch fast komplett im kolonialstil gut erhaltenen, charmanten altstadt, die mich zwei tage dort verweilen lässt.
die qualität der touristischen einrichtungen malaysia’s scheint allerdings hinter denen in thailand zurückzustehen, nicht aber das preisniveau, das hier deutlich höher liegt. vor allem der alkoholkonsum wird wohl im muslimischen malysia über den erschreckend hohen preis kontrolliert – ein bier, nur beim chinesen erhältlich, 2,50 euro oder mehr!
deutlich aber – nicht nur bei den preisen – der unterschied zwischen den städten und touristenzentren einerseits und den ländlichen regionen, die ich anders als die masse der pauschalreisenden und backpacker durchradle. immer wieder mich mit erhobenem daumen anerkennend ermunternde und freundlich grüßende menschen, ungefragt hilfe anbietend oder gar ein komplettes essen spendierend – wie die junge frau, die mich mit ihrem kleinen roten toyota auf der strecke nach kuala lumpur zum anhalten auffordert und mir zur stärkung mit freundlichen worten einen styroporbehälter mit gemüsebrühe sowie huhn und hackfleisch auf reis überreicht. oder howard how, ‚ringo’s foyer‘, melaka, der mir, nur weil ich per fahrrad reise, kostenlose unterkunft in seinem guesthouse gewährt.
meist führt mich meine reise durch einen tropischen botanischen garten: nur langsam weicht zunächst der nebel, der bei meinem frühen aufbruch – vor sonnenaufgang, um der mittagshitze weitgehend auszuweichen – noch über den bergen und in den tälern liegt. doch dann werden unter einem tiefblauen himmel mit dicken, weißen wattebauschwolken steil aufragende berge von dichter, reicher vegetation überzogen sichtbar; urwald-geräusche, ein konzert aus vogelstimmen und affengekreisch sowie dem rauschen von bächen und wasserfällen, dringen wie musik in meine ohren. jedoch stören dieses bild leider auch immer wieder den regenwald nachhaltig verdrängende palmöl-, kokos- und kautschuk-plantagen oder durch den zerstörerischen holzabbau hässliche in die landschaft geschlagene wunden.
kuala-lumpur, hier allgemein einfach nur ‚kay-el‘ genannt, erfahre ich dann als fast schockierendes kontrastprogramm. anstelle der ländlichen idylle tritt eine südostasiatische gelassenheit total vergessen lassende hektik, statt gewaltiger natur eine überwältigend moderne kapitale, von glitzernden wolkenkratzern bestimmt, unter denen sich die petronas towers, der mit 452 m (inkl. antenne) höchste zwillingsbau der welt, schon mächtig recken müssen, um noch wahrgenommen zu werden.
reizvoll der kontrast, den zu diesen errungenschaften moderner architektur historische bauten bilden wie der traditionsreiche zentralmarkt und die benachbarte prunkvolle jamek moschee, das alte rathaus und das beeindruckende sultan abdul samad gebäude am mederka platz oder der reichverzierte indu-haupttempel sri maha mariamman. und unterhaltsame abwechslung zu den mächtigen bank- und büropalästen, schwungvollen hochstraßen und schattigen parkanlagen finde ich in den engen gassen und an den verlockenden verkaufsständen und garküchen von chinatown oder little india.
auf der nun folgenden ‚langen anfahrt zum flughafen‘, dem weg entlang der westküste in den süden malaysia’s, überrascht mich die hübsche stadt melaka mit ein wenig venedig-flair sowie – zufällig – mit einem besonders netten empfang durch den dort ansässigen radsportclub und – authentisch – durch howard von ‚ringo’s foyer guesthouse‘, der mir als radler kostenlose unterkunft bietet.
bevor es dann aufgeht zum letzten tourabschnitt, der fahrt nach singapur, wo mich alte freunde mit einem besonderen willkommens- und gleichzeitig abschiedsprogramm erwarten, verbringe ich noch einen tag in johor bahru, der bunten malaysischen grenzstadt zu singapur, und genieße ein letztes mal wuselige chinatown-atmosphäre und das kulinarische angebot der garküchen unter freiem himmel.