07.-16.01.2011
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kambodscha – land im herzen von südostasien,
- einst das mächtige khmer-reich – die heutigen staaten thailand, laos und vietnam umfassend – und über jahrhunderte die stärkste politische und kulturelle macht der region;
- mit sehr junger bevölkerung, > 40 % sind unter 16 jahre alt, und einer vielzahl unterschiedlicher ethnien: neben den khmer, mit 90 % die größte volksgruppe, leben hier thai, vietnamesen, chinesen, laoten, muslimische cham sowie die indigenen volksgruppen der bergregionen;
- in dem ich den göttern und ihren irdischen abbildern gleichermaßen nahe komme:
- den menschen in den ursprünglichen, von unglaublicher armut und traditionen geprägten ländlichen gebieten des nordens entlang des gewaltigen und beeindruckenden mekong flusses und auf meinem weg nach westen;
- den göttern in den mystischen tempelanlagen um angkor wat bei siem reap im westen des landes;
- das, wenn angkor wat mit seiner spiritualität, harmonie und schönheit das himmelreich symbolisiert, gleichzeitig auch mit seiner jüngsten geschichte des furchtbaren fünfjährigen bürgerkrieges, dem anschließenden terror der roten khmer und des schrecklichen pol pot in den 1970er jahren, die hölle in sich vereint;
- das zu den ärmsten der welt zählt und nach mittlerweile einigermaßen stabilisierter politischer lage nun allmählich, auch durch den sich mehr und mehr entwickelnden tourismus, anschluss an die wirtschaftliche entwicklung der nachbarstaaten bekommt.
das alles erschließt sich mir nach dem verlassen der romantischen 4.000 inseln in laos‘ süden bei der fahrt entlang des mekong, wo sich mir zwischen den an seinem ufer aufgereihten stelzen-hütten immer wieder herrliche aussichten auf den breiten, ruhig daherfließenden, von bernsteinfarbenem sand eingefassten fluss bieten, und der weiterfahrt ab stung trong, wo ich den mekong nach westen hin, richtung siem reap und thailand verlasse.
der grünen, welligen und beinahe lieblichen landschaft entlang des mekong mit der bergkulisse des nordostens im hintergrund, folgt nach westen eine weite ebene geprägt von riesigen reis- und baumplantagen, in denen landarbeiter und bauern meist ohne oder nur mit einfachsten hilfsmitteln und hinter ochsengespannen ihre mühsame arbeit verrichten. junge männer stehen in braunen tümpeln und tauchen nach im schlamm lebenden fischen und aalen oder werfen kunstvoll die mit gewichten beschwerten netze aus.
abgemagerte rinder queren die landstraße, den eher mäßigen verkehr gelassen missachtend, schweine und rinder suchen den kühlen schatten unter den laubgedeckten auf stelzen stehenden einzimmerhütten, streunende hunde suchen lethargisch zwischen abfällen nach fressbarem und hühner fliehen kopflos vor total überladenen mini-vans, pick-ups und mopeds.
junge mütter mit ihren kindern winken mir vom straßenrand fröhlich zu, schüler und schülerinnen in ihrer einheitlichen kleidung grüßen lachend mit ihrem frisch gelernten englisch ‚hello, what’s your name?‘ und junge wie alte männer diskutieren staunend konzeption und ausstattung meines ‚laghman‘ und zollen mir und meiner reise freundlich respekt, wo immer ich auch anhalte, oder leisten mir abends in feuchtfröhlicher runde an meinem zelt gesellschaft.
von kleinen holzständen wird benzin literweise in alten pepsi- oder coca cola-flaschen abgefüllt angeboten, in den überall leicht zu findenden schattigen straßenrestaurants werden unter freiem himmel köstliche nudelsuppen und reisgerichte aufgetischt, früchte gibt es in reichhaltiger auswahl auf den sorgfältig aufgebauten ständen und märkten, und der fischliebhaber kann getrockneten, geräucherten oder frisch vor seinen augen auf der straße filettierten fisch genießen.
diese ländlichen szenen werden bei meiner ankunft im an sich sympathischen und charmanten siem reap schockartig abgelöst von der betriebsamkeit und hektik der nach phnom pen zweiten großen stadt kambodschas mit ihren modernen banken und supermärkten, schattigen parkanlagen und boulevards. ein scheinbar endloser strom weisshäutiger, dickbäuchiger unterhemd- und badeschlappen-touristen ergießt sich in die unzähligen hotels und guesthouses, restaurants und bars, internet- und eiscafes, massagesalons und diskotheken – eine szenerie, die bei mir heftigste fluchtreflexe auslöst und mich einen langen moment zweifeln lässt, ob der besuch der tempelanlagen um angkor wat die peinlichkeit dieser umgebung rechtfertigt.
doch schon am ersten tag meines besuchs von angkor wat und angkor thom verschwinden diese zweifel, und mir wird klar, dass die eingeplanten drei tage bei weitem nicht ausreichen, auch nur etwas mehr als einen überblick zu erhalten über die vielzahl, schönheit und mystik dieser weltgrößten religiösen bauten, die in ihrem architektonischen reichtum symmetrie und symbolismus ägyptischer und mexikanischer pyramiden, die gewaltige größe der chinesichen mauer, komplexität und detailvielfalt von taj mahal sowie einzigartigkeit der felsenstadt petra in sich zu vereinen scheinen.
über vom sonnenlicht mit gesprenkeltem schatten bedeckte straßen und wege erschließt sich der ob seiner größe und weite überwältigende tempelkomplex von angkor wat oder die weiter nördlich liegenden bauten der tempelstadt angkor thom, wo sich zwischen hochaufragenden, breitwurzelnden uralten bäumen und mächtigen palmen plötzlich der blick auf den einzigartigen bayon tempel mit seinen 216 kühl lächelnden gesichtern öffnet – vielen aus dem film ‚tomb raider‘ mit angela jolie alias lara croft bekannt. beeindruckender aber die kilometerlangen flachreliefs, in feinsten details ausgearbeitet.
die sysiphos-dimension der nach ende des bürgerkriegs wieder aufgenommenen und mit internationaler hilfe unterstützten restaurierungsarbeiten werden deutlich beim besuch des von tausenden katalogisierter steine umgebenen baphuon mit seiner teil-wiederhergestellten liegenden buddha-wand oder des einst total vom regenwald überwucherten, nun weitgehend freigelegten stimmungsvollen ta prohm, dem lieblingsfotomotiv der touristen.
den sich dort konzentrierenden massen entfliehe ich beim antizyklischen besuch des ein wenig abseits gelegenen harmonischen baksei chamkrong, des zur meditation einladenden auf einem hügel gelegenen phnom bakheng und des prea khan tempelkomplexes, wo jeweils unerwartete ruhe herrscht.
so ausreichend seelisch und durch den genuss der reichaltigen lokalen küche körperlich gestärkt und gerüstet, trete ich nach vier tagen aufenthalt in siem reap meine weiterreise mit dem ziel bangkok an, wo sich astrid mir für drei wochen auf den weg richtung süden anschließen wird, ebenfalls mit dem fahrrad!