25.-28.07.2011
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freundlich lächelt mich die junge frau am getränkestand in sarakhs kurz hinter der grenze an, wobei ihre zur zierde und als gesichtsschmuck vergoldeten zähne im sonnenlicht blitzen. im kräftigen wind flattert ihr offen getragenes haar und umspielt das bodenlange farbenfrohe, leicht ausgeschnittene kleid ihren schlanken körper. der unterschied zum iran wird unmittelbar nach überqueren der grenze nach turkmenistan deutlich sichtbar: hier sehen frauen wieder wie frauen aus und zeigen sich und ihre mich nach einem monat ‚enthaltsamkeit‘ bezaubernde schönheit und augenfällige anmut mit erkennbarem selbstbewusstsein oder gar verhaltenem stolz.
das 5-tage-transitvisum für eine strecke von rund 450 km durch eine der trockensten regionen der welt, der wüste karakum (schwarzer sand), erlaubt jedoch leider keinen wirklichen besuch turkmenistans, sondern nur eine relativ schnelle durchreise, die philipp und mir angesichts der extremen bedingungen mit temperaturen um die 50°c und einem stets heftig wehenden gegenwind höchsten einsatz abverlangt. so radeln wir auch ’nur‘ die rund 200 km von sarakhs/iran über den gleichnamigen turkmenischen grenzort und weiter über hauz-han nach mary, um dann von dort die 230 km bis turkmenabat vor der grenze nach usbekistan mit dem nachtzug zu bewältigen. zu zermürbend sind hitze und vor allem der schon früh am tag einsetzende wind aus nordost, als dass wir einem falschen ehrgeiz erliegend uns die strapaze dreier weiterer radeltage durch die wüste antäten.
und so kann ich, nicht zuletzt durch den tag wartezeit in mary vor der nachtfahrt nach turkmenabat, einen kleinen einblick gewinnen in ein land, das sich von bisher erlebtem relativ deutlich abhebt. die turkmenen, ein turkvolk, obwohl ebenfalls muslime wie im iran und in aserbaidschan, unterscheiden sich äußerlich und in ihrem lebensstil deutlich von allem bisher gesehenem. am augenfälligsten ist die zwar stark traditionsgeprägte, aber – wie geschildert – wesentlich weniger strenge kleidung vor allem der frauen. auch zeigen sich nicht nur in den beschriftungen von wegweisern und ladengeschäften sowie des nach wie vor weit verbreiteten russisch als umgangssprache noch deutliche einflüsse der sowjetvergangenheit, z. b. in der stadtarchitekur von mary mit den total überdimensionierten straßenzügen und öffentlichen gebäuden oder der völlig überzogenen und ineffizienten bürokratie, die eher auf einschüchterung und willkür denn auf hilfestellung oder sinnvolle verwaltung ausgelegt zu sein scheint.
jedenfalls hat sich mir die sinnhaftigkeit eines von zwar freundlichen, aber in ihrer diktion unmissverständlichen polizeibeamten auferlegten fotografierverbots im bazar von mary nicht erschlossen. ebensowenig konnte ich mich mit der harschen, jedem feldwebel gut anstehenden ansprache der schalterbeamtin am bahnhof von mary anfreunden.
erfreulich aber immer wieder die individuellen begegnungen
- ob mit dem fernfahrer, der in fließendem englisch lokale empfehlungen vermittelt
- oder der jungen frau, die uns spontan und unaufgefordert fast einen ganzen tag betreut in der aufwändigen und zeitraubenden beschaffung unserer zugtickets (1. kl. liegewagen inkl. gepäcktransport für ganze zwei euro!)
- oder dem polizeibeamten in turkmenabat, der uns den wegen fehlender ausschilderung etwas schwierig zu findenden weg aus turkmenabat richtung usbekischer grenze mit seinem streifenwagen hinaus eskortiert.
extrem peinlich allerdings der penetrante personenkult um den präsidenten gurbanguly berdymukhamedow, dessen auf fassaden und in gebäuden allgegenwärtiges biederes konterfei in bizarrer konkurrenz steht zu den in mannigfacher ausführung auf eigens dafür angelegten, aber total verwaisten plätzen stehenden goldenen skulpturen seines vor vier jahren verstorbenen selbstgefälligen vorgängers saparmurat niyazov. dazu passt dann die bereits in der hauptstadt ashgabat exzessiv praktizierte und auch in mary durch entsprechende bautätigkeit sich zeigende gigantomanie in der schaffung sogenannter neustädte mit wolkenkratzern und sinnleeren prunkbauten.